Fachmagazin
Voll stabil - Im Test der Graupner GR-18 HoTT im FBL Helikopter
Im Rahmen seiner Empfängeroffensive hat Graupner den Gr-18 und den Gr-24 Pro auf den Markt gebracht. Seit der Firmware Version 1.5 unterstützen diese beiden mit 3-Achs Gyro und Beschleunigungssensoren ausgerüsteten Empfänger auch eine Helikopter FBL Gyro-Funktion. Ein Grund mehr für uns diesen Empfänger in einen Helikopter einzubauen.
Wir haben im Rahmen unserer Tests ja bereits den Graupner HoTT Gr-12 3GX unter die Lupe genommen und intensiv in Flächenmodellen geflogen. Die großen Brüder Gr-18 und Gr-24 Pro unterstützen neben Flächenmodellen auch Flybarless Helikopter. Man erhält also ein voll funktionsfähiges FBL Stabilisierungssystem zum Preis von 158,95 Euro (UVP). Das ist ein echter Kampfpreis, wenn man sich die Preise für FBL Systeme der verschiedenen Hersteller anschaut, zumal der Gr-18 ja auch noch ein vollwertiger 9-Kanal Empfänger ist.
Da die Konfiguration, der Einbau und das Flugverhalten des GR-18 in Flächenmodellen nahezu identisch mit dem GR 12 3GX sind, haben wir uns im Rahmen dieses Tests auf die Helikopter fokussiert. Ich habe den Gr-18 in eine FBL Helikopter der 500’er Klasse verpflanzt, programmiert und geflogen.
Neben den entsprechenden Gyros enthält der GR-18 auch noch Beschleunigungssensoren und sogar ein Vario. Die gesamte Parametrisierung des Empfängers erfolgt über sogenanntes ‚Forward Programming‘, also alle Parameter der Gyroelektronik werden direkt auf dem Sender über das Telemetriemenü eingestellt. Kein USB Interface, kein Programmiergerät oder wildes LED geblinke und Knüppelbewegungen zur Eingabe von Parametern und Programmierung er Unit – wirklich klasse!
Das ist nicht nur sehr angenehm und einfach, sondern es lassen sich bestimmte Parameter, wie die Heck- und Taumelscheibenempfindlichkeit über einen Drehgeber während des Fluges beeinflussen, um das Flugverhalten zu optimieren. Das erlaubt das Erfliegen aller Parameter in kürzester Zeit. Stundenlange Testflüge und Konfigurationsänderungen gehören der Vergangenheit an.
Die Verwendung des GR-18 im Helikopter bedeutet neben der vereinfachten Konfiguration aber auch eine deutlich vereinfachte Montage und Kabelverlegung, da ja kein separater Empfänger mehr benötigt wird. Schon aus diesem Gesichtspunkt heraus ist der GR-18 die ideale Lösung für HoTT Helikopter Piloten. Das gilt aber nur, wenn das Flugverhalten entsprechend ist. Aber alles der Reihe nach.
Einbau
Der GR-18 erlaubt einen sehr flexiblen Einbau. Der Empfänger kann quasi in jeder Einbaulage montiert werden. Entscheidend ist die rechtwinklige Montage um Längs-, Hoch- und Querachse. Um eine entsprechende Dämpfung zu erreichen, ist die Montage mittels eines Spiegeltapes oder eines speziellen Gyropads eine ideale Lösung. Das leicht geschäumte Band dämpft etwaige Vibrationen und ermöglicht so ein präzises Regelverhalten des Gyro-Empfängers. Ich habe den Empfänger auf der Heckrohrbefestigung montiert, da diese Plattform absolut gerade ist und vollkommen frei von Eigenschwingungen. Der GR-18 ist aber nicht besonders empfindlich gegen Vibrationen so dass ein einfaches Tape vollkommen ausreicht. Die beiden Empfangsantennen sind an einem Helikopter nicht immer leicht zu verlegen, da viele Teile aus Kohlefaser bestehen und eben auch entsprechend abschirmen. Ich habe die Antennen in Bowdenzug Röhrchen verlegt. Das schützt die Antenne und stellt sicher, dass die Antenne sich nicht einfach lösen kann. Der verwendete Helikopter verfügt über drei Taumelscheibenservos in einer 120° Anordnung. Wie die Servos eingesteckt werden müssen gibt die Anleitung genau vor, daran gilt es sich exakt zu halten, damit der Heli im Anschluss auch einwandfrei funktioniert. Die gesamte Mischung oder ggf. virtuelle Drehung der Taumelscheibe erfolgt im Empfänger. Der Sender bleibt dafür ziemlich „Dumm“ in seiner Programmierung.
Senderprogrammierung
Wie beschrieben, wird die gesamte Taumelscheibenmischung im Empfänger vorgenommen, daher wird im Sender nur ein Heli mit einer 1 Servo Konfiguration (H1) gewählt. Das Augenmerk liegt vielmehr auf der Gaskurve, Pitchkurve, Expo und Flugphasen. Das vereinfacht die Programmierung und das Grundsetup ist schnell erledigt. Da der Sender keine besondere Intelligenz benötigt, lassen sich entsprechende Helisetups auch mit den kleinen Sendern der Graupner HoTT Senderreihe problemlos realisieren. Für die eigentliche Programmierung der FBL Elektronik ist es wichtig, dass man zumindest eine Flugphase mit einer geraden Pitchkurve von -100% bis +100% hat. Nur so können zyklische und kollektive Ausschläge richtig eingestellt werden. Ist der Sender programmiert und der Gyro-Empfänger eingebaut, wird beides noch gebunden. Auch das ist HoTT Standard und binnen Sekunden erledigt
Konfiguration des GR-18
Es versteht sich von selbst, dass bei der Einstellung des GR-18 der Motor vom Regler abgezogen wird um ein versehentliches Anlaufen des Hauptrotors zu unterbinden. Nachdem der Empfänger entsprechend eingebaut wurde und alle Servos mit den richtigen Kanälen verbunden wurden, geht es an die Überprüfung der Laufrichtung der Servos. Der Parameter „TS Richtung“ wird solange angepasst bis die Laufrichtung der Servos für Roll, Nick und Kollektiv Pitch stimmen. Es kann unter Umständen auch notwendig sein, einen Kanal am Sender umzukehren. Ähnliches gilt für das Heck. Hier muss auch ggf. die Laufrichtung am Sender umgekehrt werden. Wichtig ist, dass keinerlei Trimmeingaben erfolgen, bzw. die Trimmung aller Kanäle auf Mitte stehen. Bei der MC-32 lassen sich die Trimmschalter deaktivieren um so die Trimmschritte auf 0 zu stellen.
Im nächsten Schritt wird die Mittelstellung der Servos eingestellt. Bitte beachten: Auch bei der wirklich ausgetüftelten GR-18 Elektronik ist eine saubere mechanische Einstellung unabdingbar, wenn der Helikopter später wirklich gut fliegen soll. Es ist sicherzustellen, dass die Taumelscheibe exakt gerade ist, wenn die Servohebel auf 90° stehen. Ungenauigkeiten rächen sich später. Die Mittenverstellung dient vor allem dazu etwaigen Versatz an der Servoverzahnung auszugleichen, bzw. minimale Abweichungen auszugleichen. In jedem Falle sollte die Taumelscheibe bei Mittelstellung des Pitchhebels exakt gerade ausgerichtet sein und die Blattanstellung genau 0° betragen. Kleiner Tipp: Um die Ausrichtung der Taumelscheibe zu beurteilen halte ich eine Rotorwelle unter die Taumelscheibe und peile von vorne und von der Seite, ob die Taumelscheibe auch gerade steht. Durch die Verlängerung der Rotorwelle sind Abweichungen von der exakten Ausrichtung somit viel leichter zu erkennen.
Ist Laufrichtung und Mittelstellung richtig eingestellt geht es an die zyklischen Pitchwerte. Hier müssen genau 7° eingestellt werden. Eine entsprechende Pitchlehre ist notwendig, dann kann der Wert schnell eingestellt werden. Auch hier ist darauf zu achten, dass der Wert wirklich ziemlich exakt eingestellt ist um eine optimale Flugperformance zu erhalten. Der kollektive Pitch wird dann nach eigenen Wünschen vorgenommen. Für einen 3D Heli ist ein Wert von ca. +/- 12° gut gewählt. Letzter Schritt ist die Einstellung des Hecks. Hier geht es vor allem um den Mittelwert von ca. +2° bei Mittelstellung und den mechanischen Anschlag. Eine Sache von wenigen Sekunden.
Abschließend muss noch die Wirkrichtung des Gyros eingestellt werden. Hier muss man keine Parameter eingeben um die Wirkrichtung richtig einzustellen. Diese wird eingelernt. Dazu wird das Menu Achsenzuordnung aufgerufen, Neueinstellung aktiviert und Roll nach recht gegeben. Dann wird der Heli um 45° nach rechts gekippt und der GR-18 hat die Wirkrichtung eingelernt. Dann Nick nach vorne und den Heli um 45° nach vorne kippen. Abschließend noch Gier nach recht und den Heli nach rechts drehen. So kann man wirklich nichts falsch machen und das einlernen funktioniert problemlos - einfach klasse!
Wer die Grundeinstellung verwendet hat braucht jetzt nur noch den Wert der Heck- und Taumelscheibenempfindlichkeit einzustellen. Ich habe mir diese beiden Werte auf einen Geber gelegt um den optimalen Wert zu erfliegen. Ich bin schlussendlich bei Heckempfindlichkeit 5 und Taumelscheibenempfindlichkeit 7 gelandet.
Neben der normalen Einstellung besteht nun auch die Möglichkeit den Gyro im Expertenmodus einzustellen. Dieser Modus erfordert aber ein paar Grundkenntnisse in Regeltechnik. Denn hier kann das Regelverhalten aller Gyros mit P-, I-, und D-Werten verändert werden. So lassen sich auch sehr spezielle Wünsche in Bezug auf das Regelverhalten einstellen. Aber ich nehme es vorweg: Das Flugverhalten mit den Standard Reglerwerten passt hervorragend und das Flugverhalten ist wirklich klasse. Meine Versuche im Expertmode die Reglerparameter der einzelnen Achsen anzupassen haben mich schlussendlich wieder zu den Standardwerten zurück gebracht das sich so für meinen Geschmack das ausgewogenste Flugverhalten ergeben hat.
Gerade mal 45 Minuten habe ich benötigt, um das System zu installieren und zu programmieren und dabei habe ich mir wirklich noch viel Zeit gelassen.
Flugverhalten
Wer den GR-18 nach den Vorgaben der Anleitung programmiert hat und die Mechanik ordentlich eingestellt hat braucht vor dem Erstflug keine Angst zu haben. Nachdem der Empfänger mit Strom versorgt ist initialisiert das System und zeigt seine Flugbereitschaft durch kurzes Zucken der Taumelscheibe an. Sauber hebt der Heli ab und steht sofort absolut ruhig in der Luft. Kein Heckwackeln, kein Wobbeln – einfach perfekt. Quasi sofort stellt sich ein vertrautes Fluggefühl ein. Direkt, aber nicht hektisch, hängt der Helikopter an den Knüppeln. Das Heck hält sauber und schwingt bei Pitchstößen nicht nach und rastet bei Pirouetten sauber ein. Die Stabilität auch bei stärkerem Wind ist ausgezeichnet. So sehr ich den Heli auch scheuche, das System funktioniert perfekt. Keine Probleme bei Speedflug, keine Aufbäumneigung oder Neigung zum Unterschneiden. Ich kann beim besten willen nichts finden, das mich dazu bringen würde, an der Konfiguration oder den Parametern der Regler etwas zu verändern. Ich kann das Flugverhalten des 500’er nur als ausgezeichnet bezeichnen. Egal ob Rundflug, oder Kunstflug. Das System macht alles mit ohne an seine Grenzen zu kommen. Ich habe schon verschiedene FBL Stabisysteme in diesem Helikopter montiert. Keines hat aus meiner Sicht wirklich besser funktioniert. Der GR-18 kann selbst mit den deutlich teureren Systemen problemlos mithalten.
Fazit
Mit dem GR-18 hat Graupner ein System auf den Markt gebracht, das die Mitbewerber sicherlich das fürchten lehrt. Ausgezeichnete Flugeigenschaften gepaart mit einer vorbildlich einfachen Programmierung via „Forward Programming“ und der sehr niedrige Preis macht den GR-18 zu einem FBL und Flächengyrosystem an dem HoTT Piloten nicht vorbei kommen. Wer ein Helikopter Stabisystem sucht und über einen HoTT Sender verfügt, hat mit dem GR-18 ein derzeit fast unschlagbares System.
-> Link zum GR18 auf der Hompage von Graupner
Technische Daten:
Wo kaufen?Bezug: Fachhandel
| +alle FBL Parameter können über den Sender auch im Flug eigestellt werden
-nichts negatives gefunden
Kontaktdaten Hersteller:Graupner/SJ GmbH |
Im Rahmen seiner Empfängeroffensive hat Graupner den Gr-18 und den Gr-24 Pro auf den Markt gebracht. Seit der Firmware Version 1.5 unterstützen diese beiden mit 3-Achs Gyro und Beschleunigungssensoren ausgerüsteten Empfänger auch eine Helikopter FBL Gyro-Funktion. Ein Grund mehr für uns diesen Empfänger in einen Helikopter einzubauen.