Fachmagazin
NIGHT AND DAY - Im Test die Premier Aircraft CESSNA 170 von Modellbau Lindinger
Die Cessna 170 dürfte wohl jedem luftfahrtbegeisterten Piloten ein Begriff sein - es ist immerhin die von 1948 bis 1956 produzierte Version eines der bekanntesten Sportflugzeuge der manntragenden Luftfahrt. Flex Innovations hat sie unter Quique Somenzinis Federführung zum Vorbild für ein Modell genommen, das nicht nur im Hinblick auf die sorgfältig durchdachte Konstruktion und die Verarbeitungsqualität Maßstäbe setzt. Die Cessna 170 wird von Premier Aircraft in der PNP-Version angeboten, optional mit einer Nachtflugbeleuchtung ausgestattet. Letztere "Night"-Version soll im Folgenden genauer unter die Lupe genommen werden.
Sicher verpackt kommt die Cessna in einem kompakten Karton, der neben dem fast vollständig flugfertig aufgebauten Schaum-Modell noch eine sehr detaillierte, deutsch- und englischsprachige Bedienungsanleitung und das nötige Zubehör für die Endmontage beinhaltet. Aus logistischen Gründen ist es bei einem Modell der 2,20-m-Klasse in der PNP-Version nachvollziehbar, dass das Seitenleitwerk sowie das Bugfahrwerk noch nicht fertig angebracht sein können, doch sind diese Arbeitsschritte schnell erledigt: Das Seitenruder ist ab Werk mit einer schmalen vertikalen Flosse in geschäumt anscharnierter Weise verbunden, die saugend auf das entsprechende Gegenstück am hinteren Ende des Seitenleitwerks am Rumpf passt. So ist es ein Leichtes, anhand von mittelflüssigem Sekundenkleber eine dauerhafte Verbindung mit exakter Ausrichtung herzustellen. Am unteren Ende wurden auf Seiten des Rumpfes und des Ruders bereits Plastik-Verstärkungen angebracht, die für eine zusätzliche Sicherung des Seitenruders durch eine M3x10er Schraube an der Scharnierachse vorbereitet sind. Selbige Verstärkungen dienen gleichsam noch der Aufnahme des Spornfahrwerks, das über das Seitenruder angesteuert wird - mit zwei Schrauben gesichert ist es schnell an Ort und Stelle montiert. Jetzt muss nur noch das Hauptfahrwerk angebracht werden: Dazu ist es zunächst von Nöten, den Fahrwerksbügel im Rumpfboden in der aus äußerst stabilem Plastik bestehenden Aufnahme mittels vierer Schrauben zu befestigen. Dann können auf dem Fahrwerksbügel die beiden ausgesprochen großzügig dimensionierten Hartschaum-Räder mittels zweier Stellringe befestigt werden. Auf diese Weise bereift ist es für die Cessna - wie sich der Praxis herausstellen sollte - ein Kinderspiel, auch von unebeneren Untergründen abzuheben, was sich als äußerst praktisch erwies: Die Abhängigkeit von adäquat gemähten Rasenpisten oder anderen ebenen Startbahnen ist damit passé; das Fahrwerk hielt im Testzeitraum allen Beanspruchungen ohne Weiteres stand. Dazu trägt mit Sicherheit auch die federnde Eigenschaft der Plastik-Fahrwerksaufnahme entscheidend bei.
Um die mit einem CFK-Stab versteiften Höhenleitwerke samt ab Werk fertig anscharnierter Ruder am Rumpf zu fixieren, werden sie zunächst in eine Leitwerksanformung aus Kunststoff am Rumpf gesteckt. Anschließend sollen sie noch mit durchsichtigen Klebestreifen von etwa 2,5 cm Breite an der Nahtstelle zwischen erwähnter Plastikverstärkung und Schaumstoff gesichert werden. Diese eher unkonventionelle Art und Weise der Befestigung erfüllte ihre Aufgabe beim Testmodell durchwegs einwandfrei. Bei einem vorsichtigen Belastungstest der Ruder hingegen zeigte sich, dass eines der Höhenruder im Einsatz wohl nicht allzu lange an Ort und Stelle geblieben wäre: Die Scharniere begannen sich bereits bei leichter Belastung aus dem Leitwerk zu lösen. Also wurden sie nochmals mit einigen Tropfen Sekundenkleber gesichert, damit ein stabiler Halt auf Dauer gewährleistet ist. Wenn man nun noch die beiliegende E-SR-Luftschraube mit 16x6" samt perfekt gewuchtetem Spinner auf dem Motor befestigt hat, kann man die Endmontage als abgeschlossen bezeichnen.
Nun können wir uns einmal die "inneren Werte" der Cessna genauer ansehen: Sie wird befeuert von dem Potenza 60 Light 540kv-Brushless-Motor, den ein 80A-Regler der Skywalker-Serie von Hobbywing bändigt. Bei einer Stromaufnahme von etwa 77A unter Volllast bieten sie ein perfekt abgestimmtes Gespann, das über mehr als ausreichend Leistungsreserven verfügt. Ein externes 8A-SBEC mit 5V Ausgangsspannung übernimmt zuverlässig die Stromversorgung der Servos und des Herzstücks der Cessna, bei dem es sich zugleich um eine der fortschrittlichsten Entwicklungen in der Fernsteuerungstechnik handelt: Die Aura 8 integriert Kreiselfunktion und Empfänger in einem Element und ist zugleich kompatibel mit allen gängigen Fernsteuersystemen. Für den Betrieb mit dem Spektrum-System sind lediglich zwei Satelliten nötig, die ihrerseits an der Aura 8 angeschlossen werden. Dann kümmert sich der leistungsstarke 32-Bit-Prozessor um alles Weitere: Sowohl Dual-Rates, Expo-Werte, Kreiselempfindlichkeiten und sinnvolle Mischer sind in drei Flugmodes bereits vorprogrammiert. Alle elektronischen Bauteile sind bereits ab Werk ausgesprochen sauber montiert.
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Die selbe hohe Verarbeitungsqualität kann übrigens im Hinblick auf das optische Finish attestiert werden: Ein gefälliges Design weiß exakt lackiert in Semi-Scale-Manier zu überzeugen. Gespickt mit ein paar Aufklebern wirkt es in sich stimmig und gewährleistet vor allem eine eindeutige Lageerkennung im Flug. Mit der Nachtflugbeleuchtung ist selbiges sogar in der Dunkelheit gegeben - das Modell wird dann vollständig von bereits einsatzbereit verlegten LED-Ketten in Flächen und Rumpf eindrucksvoll illuminiert. Dafür ist natürlich eine Stromquelle in Form eines zusätzlichen 3S-LiPos von Nöten, wobei eine Kapazität ab 1300 mAh empfohlen wird. Da der dreizellige SLS-Quantum-Akku mit 1600 mAh jedoch lediglich um 21 Gramm schwerer ist als derselbe Typ mit 1300 mAh, wirkte sich dieses geringe Mehrgewicht beim Testmodell nicht merklich negativ auf die Flugeigenschaften aus, sodass man hier ohne Weiteres auf eine längere Leuchtdauer setzen kann. Bei durchschnittlicher Stromaufnahme von 2,2 A erreicht man bei 70 % Entladung eine Beleuchtungsdauer von ca. 21 Minuten - da sind durchaus mehrere Flüge drin. Sehr benutzerfreundlich ist auch die eindeutige Beschriftung eines jeden Steckers, der noch vor dem Abflug sein passendes Gegenstückfinden muss - das gilt sowohl für die Anschlüsse der Flächen- bzw. Flaperonservos als auch für die Schaltkreise der optionalen Nachtflugbeleuchtung.
Die Aura 8 bietet geradezu eine Hülle und Fülle an Einstellungsmöglichkeiten, über die es sich lohnt, unbedingt noch vor dem Flug einen Überblick zu bekommen. Dazu sind ihre Fähigkeiten ausführlich und übersichtlich in der Bedienungsanleitung beschrieben - auch die individuellen Sendereinstellungen, die es gilt, je nach verwendetem Fernsteuersystem etwas anders vorzunehmen, sind klar ersichtlich. Um die Aura 8 nach den persönlichen Vorstellungen konfigurieren zu können, bietet der Hersteller auf seiner Homepage eine kostenlose Software zum Download an, die auf jedem Windows PC oder Tablet installiert werden kann. Mit ihr kann Einfluss auf sämtliche Parameter wie Expo-und Dualrate-Werte, Mischer, Kanalbelegung, Kreiselempfindlichkeit, Flugmodi, Trimmung etc.genommen werden.
Im Praxistest erwiesen sich die voreingestellten Werte jedoch als das Optimum. Es kann bestätigt werden, dass sie auf Grundlage ausgiebiger Erprobung vom Hersteller bewusst gewählt worden sein müssen. Natürlich kann man in kleinen Dimensionen z.B. die Ausschlagsgrößen an den persönlichen Geschmack anpassen, allerdings trafen auch hier die Werte aus der Box beim Testmodell ziemlich genau ins Schwarze - es stellte sich in jedem Flugmodus schnell ein angenehm vertrautes Steuergefühl beim Piloten ein. Im Hinblick auf die Kreiselempfindlichkeit kann man allerdings auch im Kleinen keine Änderung empfehlen: Nach zahllosen Flügen kristallisierte sich lediglich die Werkseinstellung als Optimum heraus - eine Absenkung schmälerte die angenehmen und quasi nicht merklich von statten gehenden Korrekturen des Kreiselsystems unnötig, wohingegen eine Erhöhung zum Aufschaukeln des Modells führte. Als überaus praxistauglich erwies sich auch die vorgeschlagene Verwendung dreier Flugmodi, zwischen denen mit einem Drei-Stufen-Schalter auf Kanal 5 gewechselt werden kann. Im Modus 1 sind geringe Ausschlagsgrößen voreingestellt, die Gyro-Funktion ist inaktiv. Mit einem Wechsel in Mode 2 schaltet man die Kreiselfunktion mit niedriger Empfindlichkeit dazu. Im Mode 3 warten auf den Piloten nun große Ausschläge mit hoher Kreiselsensibilität. Der letzte Modus ist klar für den 3D-Flug prädestiniert, die anderen beiden Flugzustände werden mit "Sport" bzw. "Aerobatics" überschrieben und erwiesen sich in ihrer Verwendung als maßgeschneidert für den zugehörigen Bereich.
Guten Gewissens kann es also mit den vorprogrammierten Einstellungen zum Erstflug gehen - fehlt nur noch eines: Der Antriebsakku. In unserem Fall fanden dabei SLS-LiPos der fortschrittlichsten Quantum-Generation mit 30/60C Verwendung, die im Einsatz allesamt zuverlässig mit einer überragenden Performance, vor allem im Hinblick auf das Leistungs-Gewichts-Verhältnis und die Spannungslage unter Last, glänzten. Mit dem 6S-SLS-Lipo einer Kapazität von 5000 mAh erreicht man je nach Umgang mit dem Gas eine Flugdauer von ansehnlichen 8- 10 Minuten. Mit dem 4000 mAh SLS-Quantum-Akku spart man etwa 150 g an Gewicht, was besonders für den 3D-Flug erfreulich ist. Damit sind überdies noch immer 5-8 Minuten Flugzeit realistisch, weshalb darin eine interessante Alternative bestehen dürfte. Mit 4 oder 5 S sind natürlich merkliche Leistungseinbußen zu verzeichnen, die ein wenig durch das geringere Gewicht relativiert werden. Daher ist ein 4S Setup prädestiniert zum entspannten Cruisen, die 5S stellen ein Mittelmaß zwischen einer moderaten Antriebsauslegung und der beeindruckenden Kraft des Potenza an 6S dar; klassischer Kunstflug kann auch mit ihnen noch realisiert werden.
Nun haben wir für den Jungfernflug sicherheitshalber einen windstillen Tag abgewartet. Das erwies sich später als gar nicht zwangsläufig von Nöten, da man dank des Kreiselsystems das Gefühl hat, ein viel größeres Modell am Knüppel zu haben, das auch dementsprechend weniger sensibel auf die eine oder andere Böe reagiert, doch der Reihe nach: Angekommen auf dem Flugplatz müssen noch einige Flugvorbereitungen getroffen werden, indem die Flächen mittels insgesamt vierer Schrauben am Rumpf befestigt und mit zwei Streben abgestützt werden. Erfreulich schnell und unkompliziert werden Letztere dabei mit Klammerstiften montiert. Für die 4 Kabelverbindungen pro Fläche könnte man sich eine Bündelung in eine oder zwei durch ein entsprechendes Stecksystem wünschen, aber das ist schon wirklich Jammern auf hohem Niveau. Durch die große, dank eines Schnappverschlusses schnell abnehmbare Kabinenhaube hat man hingegen einen guten Zugang zum geräumigen Akkufach, sodass sich ohne Probleme die richtige Position für die jeweilige Größe des LiPos finden lässt, bei der der Schwerpunkt 90 mm hinter der Tragflächenvorderkante liegt. Abschließend sollte man unbedingt noch überprüfen, dass das Kreiselsystem auf allen Steuerfunktionen richtig arbeitet: Beim Testmodell musste die Funktion auf den Querrudern noch mittels des Aura Config Tools invertiert werden.
Jetzt steht aber endgültig nichts mehr im Wege, um das Modell seinem Element übergeben zu können: Mit etwa Halbgas hebt das Modell bereits nach wenigen Metern Rollstrecke vom Boden ab – von Anfang an ist die kräftige Motorisierung angenehm spürbar. Hat man das Modell dann bei inaktivem Gyro erst einmal ausgetrimmt, fliegt es bereits absolut neutral. Mit hinzugeschaltetem Kreisel fliegt es wirklich geradezu wie auf Schienen und liegt ausgesprochen ruhig in der Luft. Durch das lammfromme Flugverhalten wird man schnell „warm“ mit der Cessna und traut sich daran, die Grenzen auszuloten, wobei Grenzen vielleicht in diesem Fall nicht ganz das treffende Wort sind: Endlose senkrechte Steigflüge stellen für das Modell kein Problem dar; ebenso lässt das extrem breite Geschwindigkeitsspektrum auch ein Ausbrechen durch Strömungsabriss selbst dann nur mit Mühe einleiten, wenn man Letzteren provoziert. Das Material bewies ausgezeichnete Stabilität und Verwindungssteife –es stößt auch bei den höchsten Belastungen im Flug an keine erkennbaren Grenzen. Die Cessna meistert alle 3D-Figuren mit spielerischer Leichtigkeit und lässt sich angenehm ruhig selbst im überzogenen Zustand steuern, wozu die großen Ruderflächen einen entscheidenden Beitrag leisten. Aufgrund des tragenden Profils ist im Rückenflug ein wenig Tiefenruderunterstützung von Nöten, im Messer hingegen verlangt die Cessna nach nur bemerkenswert wenig Seitenruderausschlag. Lediglich die Ruderwirkung um die Längsachse ist nicht die Größte, doch weiß der Hersteller auch dafür Abhilfe zu schaffen: Ein spezielles, beiliegendes 3D-Setup mit verlängerten Anlenkungsgestängen ermöglicht es nach einem Software-Update der Aura 8, die Landeklappen in der Querruderachse mitzuschleifen. Auf diese Weise lässt sich nicht nur die Rollrate weit erhöhen und eine adäquate Querruderwirkung im Bereich des Strömungsabrisses, beispielsweise beim Torquen oder Hoovern, erreichen: Man hat auch die Möglichkeit, mittels Krähenfunktion die ohnehin schon bemerkenswert langsame Grundgeschwindigkeit um ein weiteres Stück zu reduzieren. Selbiges kann durch Setzen der Landeklappen erreicht werden – die Cessna scheint so schon beinahe in der Luft zu schweben, was Starts und Punktlandungen auf engstem Raum ein Kinderspiel werden lässt.
Fazit
Bei den zahlreichen Schraub- und Steckverbindungen der Tragflächen könnte man sich zwar eine elegantere Lösung wünschen, doch ist das wirklich Kritik auf höchstem Niveau – die Cessna 170 von Premier Aircraft setzt als Ganzes wirklich Maßstäbe, nicht nur in puncto Preis-Leistungsverhältnis: Das quasi fertig aufgebaute Modell mit 220 cm Spannweite, das noch dazu voll 3D-fähig ist, weiß, wenn man einmal in den Genuss der hervorragenden, kompromisslosen Flugeigenschaften gekommen ist, in seiner Vielseitigkeit vollends zu überzeugen. Mit der Nachtflugbeleuchtung sind der Freude daran dann auch durch die Tageszeit keine Grenzen mehr gesetzt.
-> Link zur Lindinger Premier Aircraft Cessna 170
Technische Daten:Spannweite: 2204 mm Lieferumfang:Modell in EPO Formschaum Wo kaufen?Bezug über Lindinger Modellbau | +uneingeschränkte (3D-)Kunstflugtauglichkeit,
-durch vier Steckverbindungen und zwei Schrauben sowie Strebe pro Tragfläche relativ aufwendiger Zusammenbau auf dem Flugfeld
Kontaktdaten des Herstellers:Modellbau Lindinger GmbH |
Die Cessna 170 dürfte wohl jedem luftfahrtbegeisterten Piloten ein Begriff sein - es ist immerhin die von 1948 bis 1956 produzierte Version eines der bekanntesten Sportflugzeuge der manntragenden Luftfahrt. Flex Innovations hat sie unter Quique Somenzinis Federführung zum Vorbild für ein Modell genommen, das nicht nur im Hinblick auf die sorgfältig durchdachte Konstruktion und die Verarbeitungsqualität Maßstäbe setzt. Die Cessna 170 wird von Premier Aircraft in der PNP-Version angeboten, optional mit einer Nachtflugbeleuchtung ausgestattet. Letztere "Night"-Version soll im Folgenden genauer unter die Lupe genommen werden.