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Großer Vogel - Test und Video Carbon-Z Cub von E-flite
Darf es auch etwas mehr sein? 2150 mm Spannweite 3700 Gramm Gewicht. Die Carbon-Z Cub von E-flite ist eine Art `Big Lift` aus geschäumten Werkstoff mit Brushlessantrieb und 3-Achs Kreiselsystem. Was dieses wahrhaft imposante Modell leistet, hat Peter Nierobisch für RC-Modellscout untersucht.
Herbstzeit - Seglerwetter. Leider fehlt es am notwendigen Schleppflugzeug um die Segler in unserem Verein auf Höhe zu bringen. Aber bei teils kräftigen und böigen Winden sollte das Modell nicht zu klein sein und etwas elektronische Unterstützung wäre auch wichtig? Aber ich möchte nicht nur die Segler der Vereinskollegen auf Höhe schleppen, sondern beim Abturnen auch noch ein wenig Kunstflugspaß haben und 'mildes 3D' fliegen. Das kommt bei Zuschauern immer gut an. Und da fiel mir eine Anzeige der Newsmeldung ein, die ich auf RC-Modellscout wieder ein, die ich vor einiger Zeit gesehen hatte.
Die Carbon-Z Cub von E-flite schien genau das richtige für mich zu sein. Man kann schon sagen, es war Liebe auf den ersten Blick. Und so wechselten 429 EUR den Besitzer.
What is in the box?
Die Carbon-Z Cub wird in einem Karton geliefert, worin sich alle sechs Hauptbestandteile des Bausatzes befinden. Wenn man bedenkt, dass die Spannweite 2,15m und die Gesamtlänge 1,42m beträgt, kann man sich gut vorstellen, wie groß das Paket war, das der Postbote bei mir abliefern musste. Allerdings bei einem Abfluggewicht von 3,7 kg sah das Paket schwerer aus als es war.
Nach dem Öffnen des Deckels lag die Carbon-Z Cub schön ordentlich verpackt in ihren Hauptbestandteilen zerlegt vor mir. Wie nicht anders von E-flite zu erwarten, alles sicher in Luftpolsterfolie eingewickelt und mit Klebestreifen im Styroporkarton fixiert. Der Rumpf mit seiner Gesamtlänge von etwa 1,30m lag diagonal oben auf. Darunter die beiden Tragflächenhälften zu je 1m Länge. Die beiden Höhenruderhälften und das Seitenleitwerk waren sicher am Boden der Verpackung untergebracht. Dazu noch zwei Tüten mit den Tragflächenstreben, Kleinteile, Propeller und Spinner. Und natürlich das Steckungsrohr für die Tragflächen. Beindruckend sind auf jeden Fall die beiden Tundra Reifen wegen ihrer Größe. In derselben Tüte befinden sich auch die gebogenen Federstähle für das Fahrwerk. Es fehlte nichts. Doch halt, wo ist die Bauanleitung? Diese ist in einem Doppelboden unter den Komponenten sicher untergebracht.
Was ist Carbon-Z?
Carbon-Z ist eine Entwicklung des mehrmaligen 3D-Kunstflug Weltmeisters Quique Somenzini.
Die Tragflächen selbst sind eine Hohlschaumkonstruktion, an der Tragflächen Vorder- und Hinterkante mit jeweils einer dünnen Sperrholzlatte und einem CFK-Rohr verstärkt. In der Mitte der Tragfläche verläuft ein im Durchmesser dickeres CFK-Rohr, welches das Steckungsrohr für beide Tragflächen aufnimmt. Mit dieser Kombination wird Stärke und Steifheit mit geringer Flächenbelastung kombiniert. Quique Somenzini führte einen Biegetest durch wobei er die Tragfläche in der Mitte mit einem Gewicht von 15kg belastete. Dabei bog sich die Tragfläche gerade einmal erkennbar durch. Aber eine solche Belastung wird nach seiner Aussage kaum erreicht, auch nicht bei extrem geflogenen 3D-Kunstflugfiguren.
Die Carbon-Z Konstruktion ist in der Festigkeit und Stabilität einer Balsaholzkonstruktion gleichwertig. Mit einem Unterschied: Eine geschäumte Tragfläche ist innerhalb der Toleranzen nahezu identisch zueinander da sie mit ein und derselben Form hergestellt werden. Somit ist eine Tragflächenseite, die ersetzt werden muss, nahezu identisch zu der zerstörten. Bei einer Balsaholzkonstruktion können und werden sich immer wieder Baufehler einschleichen. Deshalb fliegen die meisten RC-Modelle nie wieder so gut wie vor einem Crash.
Der Zusammenbau
Nach der erfolgreichen Bestandsaufnahme aller Komponenten nahm ich die Anleitung zur Hand und ging theoretisch den Zusammenbau durch. Alles ist sehr ausführlich und mit Bildern versehen beschrieben. Da die Komponenten alle einen sehr hohen Vorfertigungsgrad haben sind lediglich ein paar Schrauben hier und ein paar Haltebolzen da anzubringen.
Schon beim Auspacken ist mir die sehr schöne Verarbeitung der Teile aufgefallen. Auch die Kunststoff-Spritzgussteile sind sehr ordentlich verarbeitet worden. Nirgendwo ein Grat oder andere scharfe Kanten zu erkennen - sehr schön.
Zunächst werden die CA Scharniere oder auch Fliess-Scharniere im Seitenleitwerk mit dünnflüssigem Sekundenkleber am Rumpf verklebt. Danach die beiden Höhenruderhälften mit Hilfe eines Steckungsrohres und vier Schrauben am Heck des Rumpfes befestigen. Die Anleitung sagt: Schrauben Sie die 4 Schrauben (B) in die vorderen und hinteren Löcher auf der Ruderunterseite. Nur, das ist leichter gesagt als getan. Vor mir liegen einige Tütchen mit Schrauben verschiedener Größen. Vergeblich suche ich nach einer Bezeichnung ‚B‘ auf einer der Tütchen - leider. Da wird der Zusammenbau und die Zuordnung der Schruaben zu einem Suchspiel.
Hier sollte E-flite vielleicht doch wenigstens die Tütchen markieren, dadurch könnte die Bauzeit bestimmt verkürzt werden. Etwas ärgerlich wenn man die mehrfach verbauten Schrauben wieder herausdrehen muss und sie durch andere zu ersetzen. Die Anlenkungen an den Leitwerken werden mit Schrauben und Stoppmuttern miteinander verbunden. Besonders gefällt mir, dass hier Kugelgelenkpfannen und Kugeln verwendet werden. Das kenne ich von meinen großen Helis und das hält bombenfest. Vor allem gibt es hier kaum Reibung da sich die Kugel in der Gelenkpfanne bewegt und somit nicht am Ruderhorn reibt.
Nun zu den Tragflächen: Zunächst werden sechs Vortex Generatoren mit doppelseitigem Klebeband auf der Oberseite der Tragfläche angebracht. Dies sind Plastikstreifen die in eine Vertiefung nahe der Vorderkante der Tragfläche eingeklebt werden. Diese sollen einen besonders guten Geradeausflug ermöglichen. Beim Tiefzeihen der Plastikstreifen haben sich diese ein wenig verzogen. Aber dies ist mit einem Cutter Messer und einem Lineal schnell behoben und die Plastikstreifen passen nun perfekt in die Vertiefungen. Die vertikalen Tragflächenstreben und die Stützstreben werden in die Halter auf der Unterseite der Tragfläche eingesetzt und verschraubt oder mit Pins und zwei ‚R Clips‘ befestigt. Die Servos für Landeklappen und Querruder sind bereits eingebaut und die Anlenkungen sind auch schon vormontiert.
Nun wird das Steckungsrohr durch den Rumpf gesteckt und die Tragflächen aufgeschoben. Die Servoanschlüsse für Querruder und Landeklappen werden an die entsprechenden Anschlüsse im Rumpf (Anschlüsse markiert mit AIL oder FLAP) eingesteckt. Diese Anschlüsse sind sicher an einer Plastiklasche außerhalb des Rumpfes eingeklipst. Somit muss man nicht nach den Steckverbindungen im Rumpf fischen und herausziehen. Hier haben sich die Entwickler wirklich etwas gedacht.
Das Brushless-Power-System, ein 50er Motor mit einem E-flite 60-A Pro Switch Mode BEC Brushless Regler (V2), das speziell für die Carbon-Z Cub entwickelt wurde, liefert die nötige Power für unglaubliche STOL Leistungen um die Vielseitigkeit vieler Mehrzweck-Flugzeuge noch zu übertreffen. Der Einbau des Motors verläuft genauso unspektakulär wie die zuvor zusammengesetzten Baugruppen. Der Motor ist bereits auf dem Motorhalterkreuz verschraubt. Dies wird mittels vier Schrauben mit dem Motorträger verschraubt. Nur noch die farblich gekennzeichneten Kabel mit dem Regler verbinden und fertig ist der Antriebsstrang. Die Motorhaube wird mit zwei Schrauben befestigt. Sehr gute Sache, da somit die Wartung des Motors wesentlich erleichtert wird. Die Montage des Propellers ist auch ein Standardverfahren. Dies sollte aber erst kurz vor dem Erstflug erfolgen um eine Verletzungsgefahr während der Einstellarbeiten zu vermeiden.
Sendereinstellungen
Um dieses Flugzeug mit den Klappen und der optionalen Schleppkupplung fliegen zu können, ist ein programmierbarer 6-Kanal DSM2/DSMX Sender (oder größer) empfohlen. Es können die Spektrum Sender DX6i, DX7s, DX8, DX10t, DX18 und JR X9503, 11X oder 12 verwendet werden. Wenn man der Anleitung folgt, ist der Sender schnell programmiert. Ich habe die empfohlenen Werte für Expo und Dual Rate, wie sie der Entwickler der Carbon-Z Cub Quique Somenzini empfiehlt, übernommen und bin sehr zufrieden damit nach meinem Erstflug. Auch die Mixereinstellungen für Landeklappen und Höhenruder haben sich bewährt. Das stimmte auf Anhieb. Und dann war es soweit. Zum ersten Mal wurde meiner Carbon-Z Cub das Leben eingehaucht. Der LiPo 6s 3000 mAh wurde angeschlossen und der Regler quittierte seine Bereitschaft mit den üblichen Pieptönen für Zellenzahl und Flugmodus. Nur noch die Servoarme mittels Subtrim zentrieren, Kontrolle aller Ruder auf Leichtgängigkeit und schon ist die Carbon-Z Cub bereit für den Erstflug.
AR635 6-Channel AS3X Sport Receiver
Der AR635 Empfänger mit AS3X Stabilisierungssystem ist in der Carbon-Z Cub bereits eingebaut und mit allen Servos verbunden. Laut Anleitung ist auch hier nicht viel einzurichten. Der Sender muss an den Empfänger gebunden werden, die Art des Senders (Computersender oder Nicht- Computersender) muss im AR635 Empfänger hinterlegt werden und welcher Flugzeugtyp verwendet wird. Mit Flugzeugtyp ist folgendes gemeint:
- Sportflugzeuge, Alle Sender
- 3D Flugzeuge, Nicht-Computer Sender
- 3D Flugzeuge, Computersender
Dies ist wichtig für das 3-Achs Stabilisierungssystem um die entsprechenden, vorbelegten Gainwerte zu verwenden. Bis zu diesem Zeitpunkt war dies alles, was am AR635 Empfänger einzustellen ist. Die Feineinstellung erfolgt während der Probeflüge auf dem Flugplatz und kann dort den eigenen Vorlieben eingestellt werden. Die Einstellung der Gainwerte erfolgt über die Knüppelagregate am Sender und Blinksequenzen der LEDs am Empfänger. Aber dies ist in der ausführlichen Anleitung sehr gut beschrieben und sollte keine Probleme bereiten.
Erstflug
Kaum kann ich es erwarten, dass sich die Sonne einmal wieder zeigt um endlich meine Carbon-Z Cub ihrem Element zu übergeben. An einem Sonntag im Herbst war es dann endlich soweit. Tragflächen und Stützstreben montieren, Akku einlegen, Schwerpunkt überprüfen. Der Schwerpunkt stimmt übrigens auf Anhieb, wenn ein 6s LiPo 3000 mAh verwendet wird. Und dies hat sich während des Erstfluges auch bestätigt. Ein schönes Feature ist der Ein-Aus Schalter neben dem Akku im Akkufach. Die Carbon-Z Cub kann am Startvorbereitungsplatz schon flugbereit aufgebaut und mit angeschlossenem Akku zum Startplatz gebracht werden. Und dann ist es soweit. Die Carbon-Z Cub in den Wind stellen und den Gasknüppel beherzt nach vorne schieben. Bereits nach 2 m hebt sich das Heck vom Boden ab und die Carbon-Z Cub ist auch schon in ihrem Element. Der kurze Startweg ist zum einen dem starken Motor und der Spannweite zu zuschreiben. Mit Leichtigkeit klettert die Carbon-Z Cub auf eine mir angenehme Flughöhe. Dort angekommen noch ein wenig nachtrimmen und das Gas bis etwa zur Hälfte zurücknehmen und einfach nur Cruisen. Trotz der Herbstböen steuert das AS3X Stabilisierungssystem hier sehr schnell und lässt mich in dem Glauben es wäre fast windstill. Das Höhenruder reagiert sehr aggressiv, trotz der empfohlenen 20% Expo. Aber daran gewöhnt man sich sehr schnell und dies ist ein Vorteil besonders bei engen Kurven. Durch das Abfluggewicht von nahezu 3,8kg merkt man schon, dass die Carbon-Z Cub eher geradeaus weiter fliegen möchte. Nach ein paar Platzrunden zum Eingewöhnen werden zum ersten Mal die Landeklappen ausgefahren. Da in der Anleitung eine Beimischung von 40% am Höhenruder nach unten empfohlen wird, verläuft auch dieser Test sehr zu meiner Zufriedenheit. Schnell ist die Geschwindigkeit abgebaut und die Carbon-Z Cub gewinnt kaum an zusätzlicher Höhe. Und gegen den Wind geflogen, bei etwa Halbgas, habe ich sogar den Eindruck, dass sie rückwärts fliegt. Beim Spielen mit dem Gas bekommt man sehr schnell ein Gefühl welche Geschwindigkeiten hier möglich sind, bevor es zum Strömungsabriss kommt. Doch ein Test bleibt noch aus – Kunstflug mit etwas soft 3D. Ich möchte es schließlich nicht gleich übertreiben. Landklappen einfahren und Vollgas geben. Eine weiträumige Kurve fliegen, gerade ausrichten und einen Looping fliegen. Alle Anwesenden waren überrascht, wie leicht und ohne Probleme die Carbon-Z Cub den Looping geflogen ist. Auch Rollen sind kein Problem. Das AS3X steuert perfekt die Flugfiguren aus. Kein Abkippen oder triften nach einer Seite. So vergehen 6 Minuten und mein Sender rät mir zu landen. Eine schöne weit geflogene Kurve, Anflug auf die Landebahn, Klappen raus, aufsetzen und ausrollen lassen. So unspektakulär bin ich noch nie gelandet. Nach vielen Testflügen und etwas Feinjustage der Ausschläge und Expowerte bin ich mehr als zufrieden mit den Flugleistungen der Carbon-Z Cub.
Auch Schleppeinlagen gehen so problemlos wie das Solo Fliegen. Die Carbon-Z Cup ist ein idealer Einstiegs Schlepper. Sehr gute Motorleistung und ausgezeichnete Stabilisierung durch das AS3X machen Schlepps mit Segelflugmodellen bis zu 6 Kilogramm zum reinsten Vergnügen. Entspannt geht es für Schlepppilot und Seglerpilot auf eine gute Ausgangshöhe. Dank der üppigen Spannweite sind da auch problemlos 300 Meter zu erreichen. Auf dem Weg nach unten gibt es dann auch immer noch etwas Flugspaß und Einlagen für den Schlepppiloten.
Fazit
Die Carbon-Z Cub ist eines der wenigen Flugmodelle in dieser Größe das solche Flugleistungen bietet. Zum Seglerschlepp für Segler bis 5kg Abfluggewicht oder mal eben etwas 3D für die Zeit zwischen Ausklinken des Seglers und Landung. Mit Sicherheit lassen sich mit diesen 3D Einlagen so manche Zuschauer überraschen. Man merkt schon, dass die Carbon-Z Cub der Feder von 3D Kunstflug-Weltmeister Quique Somenzini entsprungen ist. Dadurch, dass sie sehr leicht und dennoch sehr robust ist, ist dies ein richtiges Spaßmodell.
Ein Tip für alle Piloten die sich als Schlepppilot versuchen wollen.
-> Link zur Internetseite des Herstellers
Technische Daten:Spannweite: 2150 mm
Wo kaufen?UVP € 429,99 (BNF Version mit AR635)
| + kurze Bauzeit - Schraubenbezeichnung fehlt Kontaktdaten des Herstellers:Horizon Hobby GmbH |
Darf es auch etwas mehr sein? 2150 mm Spannweite 3700 Gramm Gewicht. Die Carbon-Z Cub von E-flite ist eine Art `Big Lift` aus geschäumten Werkstoff mit Brushlessantrieb und 3-Achs Kreiselsystem. Was dieses wahrhaft imposante Modell leistet, hat Peter Nierobisch für RC-Modellscout untersucht.
Herbstzeit - Seglerwetter. Leider fehlt es am notwendigen Schleppflugzeug um die Segler in unserem Verein auf Höhe zu bringen. Aber bei teils kräftigen und böigen Winden sollte das Modell nicht zu klein sein und etwas elektronische Unterstützung wäre auch wichtig? Aber ich möchte nicht nur die Segler der Vereinskollegen auf Höhe schleppen, sondern beim Abturnen auch noch ein wenig Kunstflugspaß haben und 'mildes 3D' fliegen. Das kommt bei Zuschauern immer gut an. Und da fiel mir eine Anzeige der Newsmeldung ein, die ich auf RC-Modellscout wieder ein, die ich vor einiger Zeit gesehen hatte.
Die Carbon-Z Cub von E-flite schien genau das richtige für mich zu sein. Man kann schon sagen, es war Liebe auf den ersten Blick. Und so wechselten 429 EUR den Besitzer.
What is in the box?