Fachmagazin
Im Rausch der Geschwindigkeit – Im Test die E-flite Rare Bear
Rennmodelle aus geschäumten Werkstoffen sind eine relativ seltene Kombination, da dieser Werkstoff aufgrund des geringen Gewichts und der begrenzten Stabilität die Verwendung bei solchen Modellen eigentlich ausschließt. Horizon Hobby verspricht für die Rare Bear von E-flite enormen Speed und Spaß. Die Kombination aus Leistungsantrieb und AS3X Stabilisierung macht neugierig. Christoph Brinkmann hat den Renner heftig gescheucht und berichtet von seinen Erfahrungen
Speedmodelle üben eine besondere Faszination aus. Leistungsstarke Antriebe, stabile Anlenkungen mit kleinen Rudern und eine stabile Konstruktion sind die Zutaten für diese Modelle. Die E-flite Rare Bear soll 160 km/h Speed erreichen. Das ist schon sehr beachtlich für ein Modell mit gerade einmal 880 mm Spannweite. Die Rare Bear hat zudem ein reales Vorbild, was mir persönlich wirklich gut gefällt. Darum war die Entscheidung für das 239,99 Euro (UVP) teure Modell schnell gefallen.
Historisches
Könnten nur die ehemaligen Navy Piloten, welche damals im Cockpit einer Grumman F8F Bearcat saßen, diese sensationelle Verwandlung einer Grumman F8F Bearcat sehen. Einst als Abfangjäger gedacht, dient Sie nun als Rennflugzeug im amerikanischen Reno. Der Umbau der Bearcat zur Rare Bear erfolgte im Jahr 1962. Dieser begann mit einer Absturzmaschine, dauerte 7 Jahre lang und wurde mühselig von dem Amerikaner Lyle Shelton in Orange County aufgebaut. Der Wiederaufbau wurde mit dem ersten Flug am 13. September 1969 beendet.
Eine Woche nach ihrem Erstflug, im Jahr 1969 begannen nun die ersten Rennerfolge. Angetrieben mit einem Wright R3350 2700-PS-Motor (aus einer Douglas Skyraider) und einem DC-7 Propeller, sowie diversen Modifikationen trat sie zu einem Ihrer ersten Rennen noch unter dem Namen ‚Able Cat‘ an und konnte sich sogleich erfolgreich den fünften Platz ergattern. Von 1969 bis 1975 flog Lyle Shelton das Flugzeug unter dem Namen "Phoenix I" und nahm so ziemlich an allen Rennen in Mojave, Kalifornien, San Diego, Miami, Florida, Cape May und New Jersey teil und erflog sich fünf Siege. 1976 bei dem Air Race in Mojave Kalifornien, erlitt Shelton einen Motorschaden und musste eine Bauchlandung hinlegen bei der die Maschine nicht unwesentlich beschädigt wurde. Die beschädigte Maschine wurde im Jahr 1980 wieder zum Leben erweckt. Ab diesem Zeitpunkt war die RARE BEAR geboren. Bis zum heutigen Tag kann die RARE BEAR elf weitere Siege in der Unlimited Class verbuchen.
Zu den letzten Errungenschaften zählen die Meisterschaftssiege des Reno Air Race in den Jahren 2004 & 2005 welche jeweils mit einer Goldmedaille belohnt wurden. Diese Siege wurden durch den Pilot John Penney erflogen. 2006 wurde die RARE BEAR samt dem kompletten Team für umgerechnet 1.8 Millionen Euro an Rod Lewis verkauft und Sie wurde in diesem Jahr von Ron Buccarelli geflogen. 2007 bekam die RARE BEAR ein optisches Facelift in Form einer neuen Lackierung mit einem Violett farbenen Rumpf, weiße Flächen und ein Gold farbenes Heck. John Penney holte sich in diesem Jahr die Erstplatzierung. 2008 gab es nicht nur erneut eine neue Lackierung, sondern auch einige Probleme. Während dem Qualifying gab es Probleme mit dem Propeller. Die ganze Nacht wurde damit verbracht die Maschine wieder flott zu bekommen und John Penney schaffte es, sich für das Unlimited Breitling Gold Race zu qualifizieren. Wie es das Schicksal aber manchmal will, musste John Penney als zweitplatzierter mitten im Rennen ‚Mayday‘ zum Boden funken. Weißer Rauch trat aus der Maschine.
Bei der geglückten Landung war das Ausmaß des Schadens nicht ganz klar, ganz zu schweigen von der Ursache der Rauchbildung. Bis heute ist der Grund dafür nicht ausfindig gemacht worden.
2009 bekam die Rare Bear ihre aktuelle Lackierung und einige Modifikationen im Bereich des Ölkühlers. In dieser Saison wurde eine Geschwindigkeit von 771 Km/h erreicht.
Die Heutige Rare Bear ist knapp 500 Kg leichter, 1.000 PS stärker und rund 321.87 Km/h schneller als eine Serienmäßige Grumman F8F Bearcat.
Das Modell
Wie alle mir bekannten Modelle aus dem Hause Horizon, ist auch der Rare Bear sehr durchdacht. Alle Teile in der Verpackung haben ihren festen Platz, jedes Teil ist einzeln verpackt und gegen verrutschen gesichert. Man kann demzufolge davon ausgehen, ein unbeschädigtes Modell in Empfang zu nehmen.
Der Inhalt ist recht überschaubar, da die wichtigsten Komponenten schon im Modell betriebsfertig verbaut sind. Flächenpaar, Höhenruderpaar, Rumpf, Flächensteckung (CFK), Höhenrudersteckung (CFK), ein kleines Tütchen mit Schrauben, BIND-Stecker und die obligatorische Anleitung finden sich im Karton.
Besonders das sehr saubere Finish der Bauteile fällt sofort auf. Die kräftigen Farben sind sehr gut getroffen und das Violett Metallic ist ein echter Augenschmaus. Alle Decals sind an den richtigen stellen, falten und blasenfrei, angebracht. Die Oberfläche des Z-Schaums ist aalglatt.
Ach bei den kleinen, aber feinen Details, hat sich Horizon sichtlich Mühe geben. Sei es der Race Pilot, welcher in dem Cockpit sitzt, sind es die silbernen Auspuffbänke oder sind es die mehrfarbigen Decals, alles zusammen liefert eine sehr schicke Semi-Scale Optik. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Der für 4s LiPo ausgelegte Antrieb verspricht Leistung im Überfluss und gute Top Speed Werte.
Der Zusammenbau ist auch für einen ungeübten Modellbauer mit wenigen Handgriffen zu bewerkstelligen und erfordert keine Vorkenntnisse. Es sind lediglich vier Sachrauben einzudrehen, was nun wirklich keine Herausforderung ist. In 15 Minuten lässt sich die Montage problemlos bewerkstelligen. Die Holme werden in die entsprechenden Flächen und anschließend in den Rumpf geschoben. Höhenruder sowie Tragflächen werden im Anschluss mit den mitgelieferten Schrauben festgeschraubt. Fertig!
Was mir neben dem Finish besonders gut gefallen hat, waren die Ruderhörner an den Querrudern. Bei Geschwindigkeiten von bis zu 160 km/h würden sich die zwar kurzen, aber dafür doch recht tiefen Querruder bei ungeeigneten Anlenkungen verwinden oder verdrehen.
Um das zu verhindern verwendet Horizon Hobby ein Ruderhorn, welches über kleine „Ausleger“ verfügt. Diese gewährleisten eine Kraftverteilung fast in das komplette Ruder. Verwinden wird dadurch unmöglich.
Die Servohebel der Querruder sind durch eine Abdeckung geschützt, sodass sich diese beim Landen nicht im Gras verfangen können. Sehr gute Lösung !
Die beiden im Rumpf platzierten Servos für das Höhen- und Seitenruder sind bei der Rare Bear auf kleinen Kunststoffstegen verschraubt. Diese Stege sind fest mit dem Rumpf verklebt. Sollte mal ein Servo den Geist aufgeben, entfällt somit das mühselige „rauspopeln“ der fest verklebten Servos wie bei den vergleichbaren Modellen am Markt. Im Großen und Ganzen macht die Rare Bear einen wirklich sehr durchdachen Eindruck mit einigen kleinen, aber feinen Detaillösungen. Einziges Manko ist meiner Meinung nach das etwas „lieblos“ verlegte BEC Kabel des Reglers. Dieses wurde, ohne jegliche Sicherung, durch den Rumpf gelegt.
Da dieses Kabel aber die „Lebensversicherung“ unseres Modells ist, sollte es aus meiner Sicht im Rumpf fixiert werden. Wenn sich das Kabel am Empfänger z.B. durch verrutschen des Akkus lösen sollte, wissen wir alle, dass dies unweigerlich zum Absturz führt.
Um dem entgegen zu wirken habe ich kurzerhand mit einem scharfen Skalpell einen ca. 5mm tiefen Schlitz bis kurz vor den Empfänger in den Z-Schaum geschnitten. In diesen wird dann einfach das Kabel gedrückt. Nun ist es fixiert und außerdem sieht das Ganze auch gleich viel aufgeräumter aus.
In der BNF Basic Version der Horizon Rare Bear ist alles bis auf den notwendigen Spektrum Sender (min. 4-Kanal) und Akku (3300mAh 4s 14.8V 50C LiPo) enthalten. Für die richtige Abstimmung empfehle ich die Verwendung eines Computer Senders, wie z.B. der DX6. Nachdem nun die Rare Bear im Sender programmiert ist, die Servowege eingestellt und der Schwerpunkt gecheckt wurde, steht auch schon fast der Erstflug an.
Vorher habe ich mich aber noch kurzerhand dem Kreisel, bzw. dem AS3X System gewidmet. Nach anstecken des Akkus muss das System sich zuerst initialisieren/kalibrieren. Es ist nach dem anschließen des Akkus unbedingt darauf zu achten, dass das Modell nicht bewegt wird. Ist die Initialisierung abgeschlossen, wird dies mit kurzen Vollausschlägen der Ruder bestätigt.
Erst mit leichtem vorschieben des Gasknüppels wird das System scharf geschalten und man kann durch das neigen/drehen des Modells am Boden schon erkennen, wie das AS3X System bei ungesteuerten Bewegungen des Modells eingreift. Der obligatorische Reichweitentest verläuft ohne Probleme und die E-flite Rare Bear ist somit bereit für den Start.
Ready for Race
Um auf Nummer sicher zu gehen, durfte ein Kollege für mich den ersten Wurf durchführen während ich angespannt den Sender fest in den Händen hielt. Aber der Start ohne Helfer ist dank AS3X vollkommen unkritisch.
Motor auf Halbgas, ein leichter „anstumper“ mit der Nase leicht nach oben und schon zieht sie davon. Absolut unkritisch, was vor allem dem AS3X System zu verdanken ist.
Die Trimmphase reduzierte sich auf ein Minimum, lediglich zwei Zacken tiefe waren notwendig und sie flog wie an der Schnur gezogen.
Nach Erreichen der Sicherheitshöhe und einer kurzen Eingewöhnungsphase will ich es nun wissen - Vollgas. Sie zieht sauber durch und nimmt dabei sofort unglaublich Fahrt auf. Die Klangkulisse des Antriebs ähnelt dabei einer Mischung aus Pylon-Modell und Impeller - einfach herrlich!
So langsam wurde ich mit der „Kleinen“ warm und hole Schwung. Die Horizon Rare Bear komm mit Top Speed auf Hüfthöhe über den Platz geschossen. Auch wenn mir keine Radarpistole für eine genaue Messung zur Verfügung stand, der von Horizon Hobby angegebene Top Speed von 160 km/h wird mit einem leistungsfähigen Akku locker erreicht. Mit der AS3X Technik lässt sie sich wie auf Schienen fliegen. Das AS3X System arbeitet unauffällig im Hintergrund und verrichtet seine Arbeit erstaunlich gut, auch bei Top Speed. Kein flattern oder Aufschaukeln wie man es vielleicht von anderen Modellen her kennt. Die AS3X Regler Parameter des AR636A Empfängers ist optimal auf das Modell abgestimmt.
Man sollte aber auf keinen Fall die Geschwindigkeit unterschätzen und es sollte eine gewisse Reaktionszeit vorhanden sein, denn die Rare Bear ist im wahrsten Sinne des Wortes „Sau schnell“. Egal ob Vierpunktrolle, Vierecklooping, Turn, Immelmann, das alles macht sie ohne Probleme mit, und das bei Vollgas. Einzig und allein den Messerflug mag sie nicht, was ja auch nicht schlimm ist. Sie ist ja schließlich ein waschechter ‚Speeder‘ und das kann sie wirklich gut.
Nach drei Minuten meldet sich nun der voreingestellte Timer meines Senders zu Wort worauf auch kurzer Hand die Landung eingeleitet wird. Nach dieser Flugzeit erreicht der 4s 3300 mAh Akku seine Entladungsgrenze von etwa 30 % Restkapazität. Das variiert sicherlich je nach Flugstil, aber mit einem Speedmodell möchte man ja auch kein Rundflug mit Viertel Gas vollführen.
Bei der Landung ist unbedingt darauf zu achten, dass die Rare Bear schnell genug reinkommt. Die exakt 1327 Gramm schwere E-flite Rare Bear hat eine für ein Speedmodell typische höhere Flächenbelastung. Einfach nur zur Landung reinsegeln ohne Antrieb funktioniert nicht. Wird man zu langsam, wird dies umgehend mit einem Abriss und einem doch recht starken durchsacken quittiert. Hier kann auch das AS3X die Grenzen der Physik nicht überlisten Ein gewisses fliegerisches Können sollte also vorhanden sein, da sie für Anfänger aufgrund der relativ hohen Grundgeschwindigkeit eher ungeeignet ist. Aber um es richtig einzuordnen, für ein Speedmodell fliegt sie sehr unkritisch. Tiefe Überflüge bei Top Speed und voll gerissene Kurven sind einfach phantastisch und machen unglaublich viel Spaß. Die Größe und Schnelligkeit des Modells erfordern aber ein gutes Auge und ein gutes Reaktionsvermögen. Aber es gilt – Spaß garantiert!
Fazit
Horizon Hobby hat es mit der E-flite Rare Bear wieder einmal geschafft, ein durchdachtes Konzept auf den Markt zu bringen. Speed und Spaß sind die Attribute, die für die E-flite Rare Bear gelten. Die Qualität des Modells und seinen verbauten Komponenten ist sehr gut. Fliegerisch macht sie fast alles mit und Speed Freaks werden mit diesem kleinen Renner ihren Spaß haben. Die vom Hersteller versprochenen 160 Km/h werden erreicht und machen in dieser Größe unglaublich viel Spaß.
-> Link zur E-Flite Raer Baer auf der Internetseite von Horizon Hobby
Technische Daten:Artikelnummer: EFL1250 Features:Steuerung über Gas sowie Quer-, Höhen- und Seitenruder Wo kaufen?UVP € 239,90 (BNF Basic Version)
| +gute Ausstattung -geringe Flugzeit
Kontaktdaten des Herstellers:Horizon Hobby GmbH |
Rennmodelle aus geschäumten Werkstoffen sind eine relativ seltene Kombination, da dieser Werkstoff aufgrund des geringen Gewichts und der begrenzten Stabilität die Verwendung bei solchen Modellen eigentlich ausschließt. Horizon Hobby verspricht für die Rare Bear von E-flite enormen Speed und Spaß. Die Kombination aus Leistungsantrieb und AS3X Stabilisierung macht neugierig. Christoph Brinkmann hat den Renner heftig gescheucht und berichtet von seinen Erfahrungen
Speedmodelle üben eine besondere Faszination aus. Leistungsstarke Antriebe, stabile Anlenkungen mit kleinen Rudern und eine stabile Konstruktion sind die Zutaten für diese Modelle. Die E-flite Rare Bear soll 160 km/h Speed erreichen. Das ist schon sehr beachtlich für ein Modell mit gerade einmal 880 mm Spannweite. Die Rare Bear hat zudem ein reales Vorbild, was mir persönlich wirklich gut gefällt. Darum war die Entscheidung für das 239,99 Euro (UVP) teure Modell schnell gefallen.
Historisches
Könnten nur die ehemaligen Navy Piloten, welche damals im Cockpit einer Grumman F8F Bearcat saßen, diese sensationelle Verwandlung einer Grumman F8F Bearcat sehen. Einst als Abfangjäger gedacht, dient Sie nun als Rennflugzeug im amerikanischen Reno. Der Umbau der Bearcat zur Rare Bear erfolgte im Jahr 1962. Dieser begann mit einer Absturzmaschine, dauerte 7 Jahre lang und wurde mühselig von dem Amerikaner Lyle Shelton in Orange County aufgebaut. Der Wiederaufbau wurde mit dem ersten Flug am 13. September 1969 beendet.
Eine Woche nach ihrem Erstflug, im Jahr 1969 begannen nun die ersten Rennerfolge. Angetrieben mit einem Wright R3350 2700-PS-Motor (aus einer Douglas Skyraider) und einem DC-7 Propeller, sowie diversen Modifikationen trat sie zu einem Ihrer ersten Rennen noch unter dem Namen ‚Able Cat‘ an und konnte sich sogleich erfolgreich den fünften Platz ergattern.