Fachmagazin
Finger am Abzug - Test und Video des Graupner HoTTrigger
Mit der HoTTrigger bietet Graupner einen 3D Boliden der 1,50 m Klasse Der HoTTrigger ist ein ARF Modell in Holzbauweise und richtet sich vor allem an die Könner unter den Modellpiloten. Wir haben den HoTTrigger aufgebaut und geflogen.
Graupner zeigte auf den vergangenen Fachmessen sein neues Kunstflugmodell Hottriger. Das Modell erregte sofort meine Aufmerksamkeit, da es offensichtlich für den extremen 3D Flug konzipiert ist. Deutlich überdimensionierte Ruderflächen, vor allem der Quer- und Höhenruder, wie sie heute an den Hardcore 3D Modell verbaut werden, fallen sofort ins Auge.
Das Modell hat kein direktes Vorbild. Die gesamte Konstruktion ist auf Flugperformance ausgerichtet und dafür optimiert. Dennoch ähnelt sie ein wenig einer MX2. Zum Modell gehört ein kompletter Satz hochwertige Stoff Schutztaschen. Und das nicht nur für die Tragflächen und die Leitwerke, sondern auch für den Rumpf. Als Design steht ein traditionelles Grün/Weiß oder das Graupner Teampiloten Design zur Verfügung, das absolut perfekt mit Oracover Folie aufgetragen ist.
Für den Antrieb sieht Graupner einen Elektromotor für 5s LiPo Akkus vor. Alles in allem lässt dies auf ein Abfluggewicht von knapp unter 3 kg hoffen. Damit ist sie zwar kein super Leichtgewicht, aber eine gute Balance zwischen mechanischer Robustheit und Gewicht. Das komplette Modell wird für € 379,99 UVP angeboten, was natürlich entsprechende Erwartungen schürt. Aber der Reihe nach.
Unboxing
Das Modell wird, wie gewohnt, in einem stabilen Karton geliefert. Alle großen Bauteile sind in den jeweiligen Schutzhüllen verpackt. Sie sind allesamt makellos bebügelt. Nicht einmal die kleinste Falte ist zu entdecken. Die lange Kabinenhaube besteht aus lackiertem, gezogenen Kunststoff, die bereits betriebsfertig auf dem Haubenrahmen montiert ist, sie passt, wie nicht anders erwartet, absolut exakt auf den Rumpf. Motorhaube und Radschuhe bestehen indes aus GFK und sind ebenfalls makellos lackiert. Neben den großen Bauteilen finden sich noch einige Zubehörbeutel in dem sich wirklich alles findet, um das Modell aufzubauen. Die gelieferten Teile sind ausgesprochen hochwertig und passen exakt zu dem Modell. Alle notwendigen Schrauben, Ruderhörner, Kugelköpfe und Stiftscharniere sind enthalten, absolut nichts muss zusätzlich gekauft werden – top.
Besonders auffällig ist die Liebe zum Detail, die sich an vielen Kleinigkeiten erkennen lässt. So ist im Rumpf eine Halterung für das Steckungsrohr integriert. Passend dazu ist in einem extra Beutel eine Holzlasche mit etwas Spritschlauch beigefügt, die nach Anleitung eingeklebt wird, damit das Rohr beim Transport nicht hin und her rutschen kann. Ebenso sind bereits exakt passende Schlitze in der Rumpfseitenwand gefräst, in denen der Servostecker für die Querruder verklebt wird.
Man merkt sofort: Die Konstruktion des HoTTrigger wurde von einem Kenner und Praktiker entworfen. Absolut professionelle und durchdachte Lösungen wo man hinschaut. Im Karton findet sich auch eine dreisprachige und enorm dicke Anleitung. Hier wird Schritt für Schritt jeder einzelne Bauabschnitt in gut verständlichem Text und sehr aussagekräftigen Bildern beschrieben. Wer sich daran hält kann im Prinzip keinen Fehler beim Aufbau machen.
Komponentenwahl
Ich habe mich für den HoTTrigger an die Empfehlungen von Graupner gehalten. Das beruht im Wesentlichen auf den guten Erfahrungen, die ich mit den OS Brushless Motoren gemacht habe und ich die Telemetrie von HoTT natürlich mit dem T-Regler einfach nutzen wollte. Also wurde der OS OMA 5020-490 mit dem HoTT Regler Brushless Control T70 verwendet. Die Combo ist in Kombination mit der 15x8 Luftschraube für 5s LiPo ausgelegt. Die Standstrommessung ergab am Boden einen Wert von 53,5 Ampere. Das ergibt eine Leistung von knapp über 1 kW. Im Mittel sinkt der Verbrauch je nach Flugstil dann auf etwa 13-18 Ampere
Die Servoausstattung besteht aus dem Graupner DES 708 BB MG. Mit Metallgetriebe und 10 kg Zugkraft sind sie sehr robust und absolut ausreichend dimensioniert, auch für harten 3D Einsatz. Für die Energie sorgen 5s LiPo Packs mit 3200 und 5000 mAh.
Montage
Auch wenn ich schon etliche ARF Modell aufgebaut habe, halte ich mich in diesem Fall an die gute Anleitung. Es beginnt mit dem Anscharnieren der Querruder. Hier werden sehr schöne Stiftscharniere verwendet. Die Ruder sind bereits trocken vormontiert und passen genau in die Bohrungen. Vor dem Einkleben wird der Scharnierstift mit etwas Trennwachs eingestrichen um ein versehentliches Verkleben sicher zu verhindern. Graupner schlägt vor, den Metallstift des Scharniers mit Silikon Öl zu benetzen, das geht auch, aber es besteht ein geringe Gefahr, dass das viskose Öl verläuft und sich auch auf dem ganzen Scharnier verteilt und die Verklebung nicht hält. Eingeklebt wird mit 30 Minuten Epoxid Harz. Im nächsten Schritt wird die Dämpfungsfläche des Höhenruders in den Rumpf geklebt. Einschieben und exakt ausrichten, sowie die Fläche an den Klebestellen von der Folie befreien. Wie immer wird hierfür der Lötkolben genommen und nicht das Cutter Messer. Beim verkleben der Dämpfungsfläche habe ich im Prinzip die einzige Abweichung von der Anleitung vorgenommen. Graupner schlägt vor, diese mit Mittelflüssigem CA im Rumpf zu verkleben. Ich nehme an, dass auch das gut funktioniert, aber ich wollte mich doch lieber auf mein Epoxid Harz verlassen. Es gibt eine simple Methode um ein verschmieren des Harzes am Rumpf zu verhindern. Der Rumpf wird einfach mit entsprechendem Maskierband an den Klebekanten abgedeckt, dann wird das Höhenruder eingeschoben und auf beiden Seiten jeweils oben und unten dünn Harz aufgetragen. Wieder exakt ausrichten und das Maskierband abziehen. Dann einfach trocknen lassen. Diese Methode hat sich schon oft bewährt. Nach der jeweiligen Aushärtezeit werden dann die Ruderflächen des Höhenruders verklebt. Auch hier kommen wieder die Stiftscharniere zum Einsatz. Da nur ein Höhenruderservo verwendet wird, muss ein entsprechender GFK Streifen als Höhenruderverbinder mit eingeklebt werden. Aber auch das ist perfekt vorbereitet und passt auf Anhieb. Das Seitenruder wird äquivalent mit den Stiftscharnieren angeschlagen.
Sind die Ruderflächen alle verklebt und anscharniert, wird der Einbau der Servos vorbereitet. Dazu müssen natürlich erst die Ruderhörner in den Ruderflächen verklebt werden. Graupner legt sehr schöne Doppelruderhörner dem Bausatz bei, für die auch schon die passenden Schlitze in den Rudern vorgesehen sind, was die Montagezeit auf ein Minimum reduziert. Jetzt kann das Alu Fahrwerk und das Spornrad montiert werden um den Rumpf auf die eigenen Beine zu stellen. Auch hier passt alles exakt und ist lediglich eine kleine Montagearbeit. Tipp: Daran denken die Schrauben mit Schraubensicherung einzusetzen.
Die Servos werden wie vorgesehen in die Flächen und den Rumpf eingesetzt. Natürlich muss auch hier nichts nachgearbeitet werden. Einsetzten, verschrauben, fertig. Die Gestänge liegen, wie die notwendigen Kugelköpfe, bei. Die Länge der Gestänge passt exakt - keine Nacharbeiten notwendig.
Für die Montage des Antriebs werden 41 mm lange Stand Offs benötigt. Hier schlägt Graupner passende Abstandhalter aus seinem Verbrennersortiment vor. Die Standoffs für den O 33 GT passen genau und werden einfach mit den beiliegenden Schrauben am Brandspant verschraubt. Die Bohrungen für den Motor sind bereits exakt vorgebohrt. Das Montagekreuz wird noch auf 5 mm aufgebohrt und alles mit Schraubensicherung verschraubt. Der Regler findet bei mir seitlich im Rumpf seinen Platz, da er sich dort im Luftstrom befindet. Eine besondere Kühlung muss nicht gewährleistet sein, da sich weder Motor noch Regler nennenswert erwärmen.
Letzter Schritt ist die Montage der Haube. Auch hier finden sich wieder kleine Details die mich mit der Zunge schnalzen lassen. Im Zubehör liegen vier Vliestreifen mit je einem 3mm Loch bei. Diese wird exakt auf den Haubenhalterungen ausgerichtet und mit Tesa-Band auf die Seitenwand geklebt. Dann wird die Haube übergeschoben, so dass sie exakt sitzt, der angeklebte Vliestreifen auf die Haube gehalten und durch die Löcher im Vliesstreifen ein 3mm Loch gebohrt. Damit sitzt die Haube auf Anhieb richtig – perfekt. Im letzten Schritt montiere ich noch die Räder und Radpuschen. Auch hier ist natürlich alles dabei. Auffällig war, dass die Radpuschen sehr knapp bemessen sind. Auf einer Seite schliff das Rad etwas an dem Puschen und musste etwas abgeschliffen werden. Zudem war der Lack an den Puschen etwas Spröde, was zu leichten Lackplatzern am Übergang zur Radachse im Betrieb führt – das kann den Gesamteindruck aber nicht wirklich schmälern.
Die perfekte Vorbereitung des Bausatzes verkürzt die Montagezeit enorm. Circa zehn genüssliche Stunden vergehen bis das Modell abflugbereit vor mir steht. Bis hier hin hat der HoTTrigger meine Erwartungen voll erfüllt! Das abschließende Vermessen der EWD zeigt die gute Konstruktion und den exakten Zusammenbau des Modells. Abweichungen der Flächen oder des Höhenruders zueinander waren absolut nicht feststellbar. Das habe ich schon ganz anders gesehen!
Modelleinstellungen und Sender Programmierung
Die Einstellung des empfohlenen Schwerpunkts von 115 mm von der Nasenleiste gemessen ist mit den verwendeten 5s 5000 mAh Akkus nicht ohne Zugabe von zusätzlichem Gewicht möglich, selbst wenn der Akku am Brandspant anliegt. Sie bleibt um etwa 3 mm leicht auf der hecklastigen Seite. Aber die Schwerpunktangabe der Anleitung ist nach der ersten Flugerprobung zu weit vorne. Damit ist das Modell deutlich kopflastig. Nach den Erprobungsflügen hat sich ein Schwerpunkt von etwa 125-130 mm als guter Kompromiss für klassischen 3D Flug erwiesen. Für Hardcore 3D kann der Schwerpunkt sogar noch etwas weiter nach hinten verlegt werden. So kann auch problemlos ein 3200 mAh Akku verwendet werden, der für eine Flugzeit von 5-8 Minuten ausreicht.
Insgesamt bleibt das Modell mit dem 3200 mAh Akku und 3D Schwerpunkt unter 2900 Gramm. Ein guter Wert.
Die Senderprogrammierung ist Standard für 3D Modelle. In zwei Flugphasen werden kleine und große Ausschläge mit entsprechendem Expo definiert. Die Ausschläge für die Flugphase ‚normal‘ können dabei recht klein sein da die Ruderwirkung aufgrund der großen Ruderflächen enorm ist. Ca. 30 mm +/- für Höhe und Quer sind vollkommen ausreichend. Für 3D wird dann eben die maximal verfügbaren Ausschläge. Ein Anstellwinkel von 45° wird locker erreicht.
Flugperformance
Trotz toller Ausstattung und guter Qualität zählen am Ende, gerade bei einem 3d Kunstflugmodell vor allem die Flugeigenschaften. Und ich nehme es schon mal vorweg. Der HoTTrigger enttäuscht auch hier nicht.
Die exakte Geometrie macht eine Trimmung nur ganz marginal notwendig. Der leicht kopflastige Schwerunkt erfordert 2 Zacken hoch, die entsprechend wieder zurückgenommen werden können wenn der Schwerpunkt nach hinten verlegt wird.
Ansonsten passen Seitenzug und EWD perfekt. Im klassischen Kunstflugbereich fliegt der HoTTrigger besser wie erwartet. Sehr ruhig und mit entsprechenden Ausschlägen - schön präzise lässt er sich bewegen. Ein leichter Messerflugmischer ist nur von Seite auf Höhe notwendig. Mit gerade einmal 4-5 % liegt das vollkommen im Rahmen. Ein minimaler Mischer Seite auf Quer (ca. 2%) perfektionieren dann das Flugverhalten. Andere Mischer sind nicht notwendig. Das Abfluggewicht von knapp unter 3 kg macht sich vor allem im klassischen Bereich positiv bemerkbar.
Die Auslegung des Modells zielt aber deutlich auf den 3D Bereich ab. Die großen Ruderflächen ermöglichen ein gezieltes Abreißen der Strömung, so wie es sich für ein 3D Modell gehört um die entsprechenden Manöver zu fliegen. Daher erfordert der HoTTrigger eine geübte Pilotenhand und richtet sich sicherlich mehr an den erfahrenen Piloten und Könner als an den fortgeschrittene Einsteiger. Auch wenn es etwas abgedroschen klingen mag, der Pilot setzt die Grenzen des Modells.
Eine unglaubliche Rollrate ist möglich und engste Wendungen können geflogen werden. Der Antrieb passt dabei perfekt zum Modell, die verfügbare Leistung von mehr als 330 Watt pro Kilogramm sorgt für den entsprechenden Vortrieb. Die Bremse des Motors ist auf Soft bis maximal 70 % gestellt. Das erlaubt eine schöne konstante Fluggeschwindigkeit in allen Fluglagen. Das Modell zieht kraftvoll aus jeder Lage heraus und macht nie einen überforderten oder angestrengten Eindruck. Der Stromverbrauch hält sich dabei in erstaunlichen Grenzen. Mit dem 5000 mAh Akku sind bei gemischtem Flugstil immerhin 8-13 Minuten drin. Der Wechsel des Akkus ist dank der großen Kabinenhaube schnell erledigt. Bei nicht ganz optimalen Lichtverhältnissen ist die Lageerkennung des HoTT Team Piloten Design nicht ganz optimal. Hier würde ich mir ein oder zwei große Blockstreifen auf der Unterseite des Modells wünschen. Die kann aber jeder selbst nach seinen eigenen Wünschen anbringen.
Bei der gewählten Bremseinstellung des Reglers muss der Pilot zur Landung etwas Gas stehen lassen, da die große Latte enorm bremst. So lässt er sich aber absolut präzise auf den Punkt landen. Jedoch ist die Fluggeschwindigkeit aufgrund des Gewichtes etwas höher als bei vergleichbaren Modellen.
Mit den richtigen Einstellungen der Ruderausschläge wird der Fortgeschrittene seine Freude am HoTTrigger haben. Bei vollen Ausschlägen wird der Profi ein Fluggerät mit top Flugeigenschaften an den Knüppeln erleben.
Fazit
Der HoTTrigger ist ein wenig wie ein spitzen Bordeaux Wein. Der ‚normale‘ Weintrinker würde sagen der ist wirklich lecker. Der Weinprofi wird vor Freude in die Hände klatschen und mit der Zunge schnalzen.
Ein fortgeschrittener Pilot wird ein sehr sauber fliegendes Modell vorfinden. Ein wirklich guter Pilot wird die Fähigkeiten des HoTTriggers sehr schnell zu schätzen wissen und seinen Spaß haben. Der enorm vollständige Lieferumfang des HoTTrigger und die hohe Qualität des Modells machen ihn trotz seines Preises zu einem wirklich guten Angebot – Prädikat: "sehr empfehlenswert".
-> Link zum Graupner HoTTrigger auf der Internetseite von Graupner
Technische Daten:Höhenleitwerksprofil: NACA 008 Der Lieferumfang beinhaltet:ARF Modell Verwendetes ZubehörLiPo-Akku 5s 5000 mAh Wo kaufen?Bezug: Fachhandel
| +exakte, hochwertige Konstruktion
-etwas höheres Abfluggewicht
Kontaktdaten Hersteller:Graupner/SJ GmbH |
Mit der HoTTrigger bietet Graupner einen 3D Boliden der 1,50 m Klasse Der HoTTrigger ist ein ARF Modell in Holzbauweise und richtet sich vor allem an die Könner unter den Modellpiloten. Wir haben den HoTTrigger aufgebaut und geflogen.